Theaterstück „GEMeinsam“ der Leibniz-DS-Kurse geht Fragen auf den Grund
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Kurse „Darstellendes Spiel“ (MSS12), Montag, 12. Juni, und Dienstag, 13. Juni, jeweils um 19.30 Uhr in der Aula des Leibniz-Gymnasiums, Karten für 7,00 Euro (ermäßigt 5,00 Euro) im Vorverkauf im Sekretariat und an der Abendkasse.

„GEMeinsam“ heißt das selbst verfasste Theaterstück, das die beiden Kurse „Darstellendes Spiel“ (DS) der MSS 12 des Leibniz-Gymnasiums unter Leitung der Lehrerinnen Isolde Opielka und Cornelia Plage am 12. und 13. Juni präsentieren. Basis ist der Roman „Herr der Fliegen“ von William Golding, bei dem eine britische Jungenklasse in Kriegszeiten nach einem Flugzeugabsturz auf einer Insel strandet. Variationsreich spielen die Schüler ausgewählte Szenen, eingebunden in eine Rahmenhandlung.
Theaterproben
Bei „GEMeinsam“ geht es nicht um das Nachspielen des 260 Seiten starken Buches, sondern um die Gestaltung von Schlüsselszenen in selbst inszenierten Variationen und den Bezug zu typischen Verhaltensmustern, die auch in der Erfahrungswelt der Schüler bedeutsam sind. „Das Fach ‚Darstellendes Spiel‘ ist nicht mit einer Theatergruppe vergleichbar, die Schüler sind von Anfang an in die Entwicklung eingebunden, müssen selbst entscheiden, Ideen zur Umsetzung des Themas entwickeln. DS geht in die Tiefe“, so Lehrerin Isolde Opielka. „Anfangs greifen wir organisierend ein, lassen den Schülern dann aber viel Freiheit, beobachten die Gruppenarbeit, sind Ratgeber, wie man Aufbau und Ausdruck verbessern kann“, ergänzt ihre Kollegin Cornelia Plage.
Zu Beginn der Erarbeitung stehen zentrale Fragen, die sich den Schülern nach der Lektüre des Buches gestellt haben und die als Inspiration für die Gestaltung der Szenen dienen: Warum haben sich zwei rivalisierende Gruppen gebildet? Hätte es eine Möglichkeit gegeben, die zunehmende Gewalt auf der Insel einzudämmen? Wäre alles anders geworden, wenn es anstatt Jungen eine Gruppe von Mädchen gewesen wäre? Hätte auf der paradiesischen Insel nicht alles auch schön werden können? Braucht man eine Rangordnung, wie wichtig sind Regeln? Warum siegt letztlich der Egoismus über die Menschlichkeit?

Viele weitere Aspekte beschäftigen die Schüler. „Es gibt unterschiedliche Charaktere, die wir herausgearbeitet haben. Auch wollten wir die Situation der Jungs übertragen, beispielsweise auf Interaktionen in Mädchengruppen. Wichtig ist es uns, die Konflikte zwischen Menschen allgemein und in Extremsituationen aufzuzeigen. Für alle Szenarien gilt: man ist auf einer Insel ohne Erwachsene, ohne die gewohnte Struktur, und muss Probleme selbst lösen“, erklärt Schülerin Catherina. Psychologische und soziologische Sichtweisen fließen deutlich ein, geprägt unter anderem von Schüler des Sozialleistungskurses, denen es wichtig war, die politischen Strukturen einzubringen, wie Damian erläutert. „Unsere Aufführung fühlt sich an, als würde das Buch von ganz unterschiedlichen Menschen interpretiert. Zum Beispiel von jugendlichen Rappern oder von selbstbewussten jungen Frauen. Wir haben die Story quasi ‚modernisiert'“, so Nils.

„Vorgelebte Strukturen prägen sich in jungen Jahren unbewusst ein, aber wenn kein Erwachsener mehr kontrolliert, verfallen die Kinder in egoistische Mechanismen“, meint Lena. Interessant in diesem Kontext, dass in der realen Erwachsenenwelt auf dem Festland gerade ein Atomkrieg herrscht, vor dem man die Kinder in Sicherheit bringen wollte. „Die Prinzipien der Gewalt, die Aggressionsentwicklung, Mord und Totschlag laufen auf der Insel hierzu parallel“, so Lehrerin Plage. „Das Buch ist voller Spannungen zwischen den Protagonisten. Unser Spiel ist nicht nur Selbstzweck, wir wollen den Zuschauern etwas zum Nachdenken mitgeben“, betont Niklas.
Theaterproben
In drei ganztägigen Proben vor den beiden Aufführungen werden die 16 von den Schülern beider DS-Kursen erarbeiteten Szenen zusammengeführt. Jeder Auftritt wird von den Lehrerinnen und Schülern bewertet, die Akteure setzen die Anregungen um. In der Mitte der Leibniz-Aula steht die Bühne, die Insel symbolisierend, Zuschauerstühle sind darum gruppiert. Die personifizierten Figuren, Ralph, der besonnene Anführer, der kluge und treue Piggy, Simon mit schizophrenen Anwandlungen und Jack, der Aufwiegler und Leiter der „Jäger-Bande“ stellen von verschiedene Schülern dar, als optischen Wiedererkennungseffekt tragen sie T-Shirts in bestimmten Farben.
Die Episoden sind oft tragisch, dennoch nicht ohne Humor, stets jedoch unterhaltsam und spannend. Mit großen Stöcken geht Jacks Gruppe auf die Schweinejagd, den erbeuteten Schweinekopf spießen sie auf. Dieser lockt Fliegen an, steht für den Titel des Buches „Herr der Fliegen“, symbolisiert das Böse, den Teufel. Der Streit um die Vorherrschaft der potentiellen Führer ist ein emotionsgeladener „Battle“-Rap: „Ohne mich wärt ihr schon zehn Mal verhungert, du bist derjenige, der nur um das Feuer lungert“, wirft Jack seinem Rivalen vor. Eine Gruppe skandiert zustimmend: „Wir sind das Volk!“ Doch lässt die Mehrheit schließlich Vernunft walten, entscheidet sich für Ralph, der geordnete Strukturen im Umgang miteinander schaffen möchte.
Gut gewählt ist der Titel des Theaterstücks: „GEMeinsam“ steht für „gemeinsam“, was Ralph anstrebt, und „einsam“ für seine stetig kleiner werdende Anhängerschar. Denn der vordergründige Frieden hält nicht lange an. Die Jäger sondern sich ab, besiegen die andere Gruppe sozusagen fast bis auf den letzten Mann.
Theaterproben
„Die Schüler wollten aber nicht, dass alles zu düster ist, nur von Mord und Totschlag geprägt, und haben deshalb einen alternativen Ausgang der Geschichte ersonnen“, erläutern Opielka und Plage. Im Mittelpunkt dieser Variation steht der Titel „Happy End“, wie drei weitere Musical-Songs von Schüler Devin komponiert und instrumental eingespielt. Das dramatische Ende wird dem Publikum dennoch nicht vorenthalten.

Andrea Zimmermann/Quelle „Die Rheinpfalz“, 10.06.2017 (mit freundlicher Genehmigung der Autorin)

Plakat: Catharina Helten

Fotos: Adolf Kluth